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06.09.2018
Das wohl älteste Verkehrsmittel in Niedernberg war die Mainfähre zwischen Niedernberg und Sulzbach.
Diese hatte in der eisenbahnlosen Zeit dem Personen- und Güteraustausch zwischen Bachgau und Spessartorten zu dienen. Diese Fähren wurden an Furten angelegt, an denen der Main bei niedrigem und höherem Wasserstand überquert werden konnte. Die Mainüberfahrt bestand nachweislich schon in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Während dem 30-jährigen Krieg ist die Fährverbindung zwischen Niedernberg und Sulzbach in Abgang geraten. Da im 17. Jahrhundert die Bevölkerungszahlen wuchsen und der Handel und der Güteraustausch wieder zurückkamen, schrieb der Keller im Bachgau am 19. Mai 1685 einen Brief an den Erzbischof zu Mainz um die Wiedererrichtung der „Nachenfahrt zu Niedernberg“ zurückzuholen.
Im September des gleichen Jahres verlieh das Vizedomamt in Aschaffenburg unter der Bedingung, jährlich drei Gulden in die Bachgauer Kellereikasse zu zahlen, das Fährrecht erblich an Johann Reinhard von Niedernberg.
1883 wurde den Fährleuten geraten, die Längsbauten an der Fährstelle gänzlich zu schließen, da eine Seilfähre sich sehr günstig gestalten würde.
1884 wurde mitgeteilt, dass die Rampe ursprünglich der Ziehweginstandsetzung (=Leinritt) 1869 vom Staat hergestellt worden sei, die Instandsetzung aber den Fahrbesitzern obliege.
Aus dem Gemeindeprotokoll vom 30. Januar 1898 ist zu entnehmen, dass die Fährbesitzer die Fähre in eine Hochseilfähre umbauen wollten. 1928 wurde die Fähre durch die Rhein-Main-Donau AG in eine Hochseilfähre umgebaut.
Die durch die R.M.D. AG München hergestellten Landeplätze und beidseitigen Auffahrtsrampen zur umgebauten Hochseilfähre, erfolgten durch die Gemeinde Niedernberg gemäß der Niederschrift vom 19. Mai 1928
Während der Nachkriegsjahre verband die Mainfähre die Gemeinde Niedernberg mit dem Bahnhof und Lagerhaus auf Sulzbacher Seite.
Als jedoch in den 60er Jahren das Auto in Deutschland antrat, verlor die Fähre an Bedeutung und die Fährbesitzer stellten am 1. November 1962 den Fahrbetrieb zwischen Niedernberg und Sulzbach ein. Durch diese Maßnahme trat ein Verkehrsnotstand ein, da es keine Möglichkeit mehr gab, nach Sulzbach an den Bahnhof zu gelangen.
Am 19. Juni 1964 kam ein Kaufvertrag zwischen der Gemeinde Niedernberg und den Fährbesitzern zustande, da die Fähre sich in einem reparaturbedürftigen Zustand befand und die Herrichtung 10.000 DM gekostet hätte, wurde die Fährverbindung auf kommunaler Ebene weitergeführt.
Durch die geringe Inanspruchnahme und die steigenden Personalkosten wurde die Fähre zu einem Verlustgeschäft für die Gemeinde Niedernberg.
Am Sonntag, den 11. November 1984 wurde die neue Mainfähre kirchlich von Pfarrer Wolfgang Schwartz gesegnet. Jedoch wurde sie ab dem 25. Dezember 1989 stillgelegt, da der Bootsführer nun wegen zu lauten Motorgeräuschen Schallschutz tragen sollte, er so aber nicht mehr die Signale und sein Funkgerät hören würde und die Gemeinde sich keine zweiten Mann leisten konnte.
Da keine zufriedenstellende Lösung mehr gefunden werden konnte, erklärte sich der Kreis Miltenberg bereit, die Kosten für den zweiten Mann an Deck zu übernehmen. So wurde der Fahrbetrieb am 08. Januar 1990 weitergeführt.
Am 08. Mai 1991 wurde die Fähre für Lastkraftwagen wegen den ständigen Protesten der Anlieger in der Fährgasse gesperrt.
Im der Gemeinderatssitzung am 25. Mai 1993 entschied der Gemeinderat, dass bei der nächsten größeren Reparatur der Fährbetrieb eingestellt wird. Im Juni 1993 wurde ein Brandschlag auf den Fährnachen verübt, wobei erheblicher Sachschaden entstand. Daraufhin wurde der Nachen auf dem Gelände des Bauhofes abgestellt.
Als dann am 22. April 1994 der Dieselmotor der Mainfähre kaputt ging, wurde der Fährbetrieb endgültig eingestellt.
Es dauerte sechs Jahre, bis mit dem Bau der "Roland-Schwing-Brücke" die Mainquerung zwischen Sulzbach und Niedernberg wieder möglich wurde, vielleicht auch erst dadurch, dass die Fährverbindung nicht mehr existierte.
Die Niedernberger Fähre hatte inzwischen den Besitzer gewechselt und wurde auf dem Mainaschaffer Mainparksee sporadisch für Arbeiten auf dem See eingesetzt. In 2018 haben ein paar technikbegeisterte Männer die Fähre wieder in Stand gesetzt und wollen diese auf dem Main zur touristischen Nutzung einsetzen. Sie haben dafür extra einen „Verein zur Förderung und Erhalt der Churfranken-Fähre“ gegründet.
Am Kerbsonntag besucht sie Niedernberg und legt zur vollen Stunde zwischen 13 und 18 Uhr am Fähranleger ab. Leider sind die Fahrkarten bereits ausverkauft.
Viele Grüße
Ihre Auszubildenden und Praktikanten
Kategorien: Amtliche Mitteilungen