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Bericht zu den Veranstaltungen des Seniorenbeirats

09.11.2017
Bei der offiziellen Unterzeichnung der „Charta zur Betreuung sterbender und schwerkranker Menschen in Deutschland“ durch den Seniorenbeirat am Mittwoch letzter Woche entstand das Gruppenbild im Rathaus.

Der  1. Bürgermeister würdigte das Engagement der 14 Beiratsmitglieder in seinen Begrüßungsworten. Die Charta wurde sodann formal durch den Seniorenbeirat als Gremium unterzeichnet und zusätzlich durch die Mitglieder als Einzelpersonen. Mit seiner eigenen Unterschrift bekräftige Jürgen Reinhard die Initiative der Senioren weiterzutragen und andere für ein engagiertes Zeichen zu gewinnen.

Seniorenbeirat Niedernberg: Rainer Wiesmann, Timo Wöll, Karl Gyhra, Heike Oefelein, Christine Wenzel, Christa Braun, Rosi Hock, Dagmar Regh, Andrea Hinz, Birgit Roth, Heinrich Kämmerer, Marina Fellinger, Lyn Wehrheim (Es fehlen Eva Maria Ortner, Heinrich Kämmerer)

Halbzeit der Veranstaltungsreihe  

Am Montag vor der Sitzung kamen bereits 35 Niedernberger zu einem Elternabend in der Grundschule zusammen. Dem Ruf der Spätlese folgten am Donnerstagsabend etwa 40 Niedernberger zu einem Kinoabend in der Seniorenbegegnungsstätte. Nach der Einführungsveranstaltung durch den Ökumenischen Hospizverein Miltenberg haben vier von sieben Veranstaltungen bereits stattgefunden. 

Elternabend: Mit Kindern über den Tod sprechen

Es seien die eigenen Erfahrungen mit Sterben und Trauer, die unsere Einstellung und Haltung gegenüber trauernden Kindern stark beeinflussen, so die Psychologin Dagmar Weimer. Was leicht nachvollziehbar klingt, ist doch schwer zu überwinden. In ihrem Vortrag in der Aula der Grundschule  gibt die Psychologin Hinweise und konkrete Vorschläge für den Umgang mit verschiedenen Altersgruppen. Der am häufigsten fallende Begriff: das Ritual. Für Weimer verbindet sich damit sowohl das wiederholende, als auch das spirituelle Ritual.

Bilder zu malen, sich an Sarg- oder Grabbeigaben zu beteiligen, einen Kranz individuell zu gestalten auch einen symbolischen Sarg zu bemalen, solche ritualhaften Handlungen haben sich in der Praxis mit trauernden Kindern bewährt. Auch das gestalten einer Kerze können bei der Verarbeitung helfen, wie überhaupt der Einbezug der Kinder im Mittelpunkt stand. Die Referentin arbeitet zusätzlich mit Kinderliteratur und hatte verschiedene Bücher im Gepäck. Pelle und die Geschichte mit Mia“ (im Bild) eignet sich für Eltern oder beim Verlust eines Geschwisterkindes. So gab es reichlich Literaturtipps zu den verschiedenen Altersgruppen. Für die allerkleinsten sei die „Raupe Nimmersatt hilfreich“, die ja bekanntlich Entwicklung und Verwandlung aufgreift.

 

Erfahrungen von Trennung, Verlust und Trauer begegnen Kindern (und Erwachsenen) nicht durch den Tod. Auch der „Rauswurf“ aus der Kita, ein Umzug oder die Trennung der Eltern können ähnliche Emotionen freisetzen. Vom Umgang mit diesen Übergängen lässt sich wiederum lernen. Die Spannbreite kindlicher Reaktionen reiche von körperlichen Symptomen, Traumbegegnungen, einer Rückentwicklung, Rückzug still trauernder Kinder, aggressivem Verhalten, Verleugnung bis hin zu Schuldgefühlen. Die Konfrontation mit dem Tod beziehe sich für Kinder nicht nur auf Angehörige, auch der Tod des Tiers oder der Einfluss von Videos oder Fernsehen, mache es sinnvoll Kinder in ihrem Erleben zu begleiten. Trauern die eigenen Eltern, sei es wichtig jemanden um sich zu wissen, der erklärt: „Deine Mama hört auch wieder auf zu weinen“.

Der Vortrag ermutigte an vielen Stellen auch dazu sich professionelle Unterstützung zu holen. Nicht nur die Hospizvereine, auch die Stellen der Erziehungsberatung würden beim Umgang mit Tod und Trauer Hilfe anbieten. Dazu könnten Internetangebote wie www.kindertrauer.de gut genutzt werden.

„Zieht man aus seinem Körper aus, wenn man stirbt?“

„Wann werde ich sterben? Wann stirbst du? Was ist die Seele?“ Den Umgang mit diesen und weiteren Fragen brachte Weimer den Zuhörenden mit einer Vielzahl persönlicher oder beruflicher Erfahrungen nahe, lieferte aber auch eine schematische Darstellung:

Bis zum Alter von vier Jahren können Kinder zwischen tot und lebendig nicht unterscheiden, der Tod scheint noch umkehrbar. Das Erfahren von „kleineren“ Verlusten helfe in der Entwicklung. Gemeint ist damit, das verlorene Liebensspielzeug doch nicht unmittelbar zu ersetzen, sondern auch diese Trauer zu durchleben. Die älteren Kindergartenkinder würden „tot“ als „unbeweglich sein“ übersetzen. Im Grundschulalter wächst neben dem Verstehen auch das sachliche Interesse. Auch die Angst selbst zu sterben kann von Bedeutung sein. Für die 10 bis 12 –jährigen komme neben der Einsicht  in die Endlichkeit des Lebens noch verstärkter das Interesse an den biologischen Aspekten des Sterbens hinzu. Nicht nur bei Jugendlichen mache es vor allem Sinn das Umfeld mit einzubeziehen, Trainer und Lehrer zu informieren und zu ermutigen Anteilnahme zu zeigen, so dass es nicht heißt: „Mama ich bin doppelt gestraft. Mein Vater ist gestorben und in der Schule redet keiner mit mir“.

Erwachsene können Vorbild im Umgang mit trauenden Angehörigen sein – „etwas Gutes im Schlechten erfahren“. Die persönliche Trauerkarte komme sei immer eine Möglichkeit, genauso wie der gemeinsame Spaziergang zum Friedhof.   

Dagmar Weimer ist seit 1993 Hebamme und seit 1999 Diplom-Psychologin. Ihr Schwerpunkt in der Erwachsenenbildung ist neben psychischen Erkrankungen die Trauerbegleitung. Ehrenamtlich engagiert sich die Kleinostheimerin beim ambulanten Kinderhospizdienst und ist die Leiterin der Selbsthilfegruppe Sternenkinder.

Kinoabend: in der Spätlese

Auch sehr gut besucht war der Kinoabend in der Spätlese. Blaubeerblau heißt der gezeigte deutsche Spielfilm. Ein junger Architekt soll „Aufmaß“ nehmen im Hospiz. Dessen Ängste und Vorurteile sind der Einstieg des Films. Im Hospiz trifft der Mittdreißiger auf einen alten Klassenkameraden und auf eine Umgebung, die so gar nicht seinen Vorstellungen entspricht. Zu dem an Krebs erkrankten alten Bekannten entwickelt sich eine Form der Freundschaft, der Begleitung im Sterben. In der anschließenden Diskussion der Anwesenden wurde genau dieses Verhältnis aufgegriffen. Einerseits war der Protagonist „Hospizbegleiter per Zufall“,  andererseits konnten die beiden, als alte Schulbekannte zwanglos miteinander umgehen. So wurden Schuldgefühle des Sterbenden gegenüber den eigene Eltern thematisiert. Diese spielten mit dem gleichaltrigen Vertrauten, mit dem neutralen, etwas außenstehenden Begleiter,  keine Rolle.

Bereichert haben die Diskussion Theresia Bock, Obernburger Seniorenbeirätin und seit sechs Jahren im ambulanten Kinderhospizdienst aktiv, sowie Claudia Eckert, die an der aktuellen Ausbildung zur Hospizbegleiterin des Ökumenischen Hospizverein Miltenberg teilnimmt.

 

Kategorien: Soziales & Gesundheit - Senioren

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